Noch knapp 2 Wochen und dann ist schon wieder Weihnachten. Also noch genügend Zeit für Geschenke, auch bekannt als neuer Lesestoff. Deshalb gibt es heute wieder die beliebte jährliche Rubrik: Geschenketipps für das Weihnachtsfest.
Hier also meine Vorschläge für das Weihnachtsfest 2021. Die Reihenfolge entspricht dieses Jahr meiner Lesereihenfolge.
Lutz Seiler: »Kruso«
Beginnen möchte ich mit dem Roman – »Kruso«* von Lutz Seiler.
Das Buch war schon länger auf meiner Agenda. Nach Saša Stanišic »Herkunft« das 2. Buch, das ich lese, welches mit dem »Deutschen Buchpreis« ausgezeichnet wurde.
Der Roman erschien 2014 und spielt auf dem Dornbusch der Insel Hiddensee im letzten Sommer vor der politischen Wende in der DDR.
Der Germanistikstudent Edgar »Ed« Bendler, traumatisiert vom Verlust seiner verunglückten Freundin, kommt im Sommer 1989 auf die Insel Hiddensee. In der Ausflugsgaststätte »Zum Klausner« erhält er eine Anstellung als Abwäscher. Dort freundet er sich mit Alexander Krusowitsch, genannt Kruso, an.
Die Saisonkräfte des »Klausner« sind eine eingeschworene Gemeinschaft. Überall auf der Insel gibt es solche »SKs« in den verschiedenen Ausflugslokalen. Kruso ist so etwas wie deren Anker.
Immer im Sommer kommen auch die gesellschaftlich Enttäuschten, die sogenannten »Schiffbrüchigen« auf die Insel.
Kruso ist ein Freigeist, der sich eine Welt erschaffen hat, in der alle frei nach ihren Vorstellungen leben können. Und das in den Grenzen des untergehenden Staates DDR.
Kruso selbst ist auch traumatisiert, spätestens seitdem seine Schwester ihn am Strand von Hiddensee zurückließ und niemals zurückkam. Offen ist, ob sie beim Schwimmen ertrunken oder über die Ostsee geflüchtet ist.
Und so versucht Kruso die »SKs« und die »Schiffbrüchigen« an der Flucht über die Ostsee Richtung Dänemark zu hindern. Mit Ritualen und illegaler Unterkunft soll man die innere Freiheit spüren. Es geht um Solidarität und Gemeinschaftlichkeit.
Ed wird von Kruso in den Bann gezogen. Es wird eine tiefe Freundschaft zwischen den beiden. Doch es ist der Sommer 1989. Nach und nach wird die Insel leerer und letztlich sind nur noch beide übrig, was zwischen ihnen zu Spannungen führt.
Die Geschichte einer Freundschaft auf Hiddensee während des Zusammenbruchs der DDR 1989. Ich werde das Gefühl nicht los, noch nie so viele Worte in einem Roman gelesen zu haben. Hinzu kommt der Heimatbezug (Ed stammt aus der Bezirksstadt Gera) und eigene Erinnerungen an viele Ostseeurlaube und eine spannende, aber auch unsichere Zeit 1989 und danach.
Urteil: »Kruso«* ist ein unbedingter Lesetipp!
Mikael Niemi: »Populärmusik aus Vittula«
Tipp Nr. 2 ist »Populärmusik aus Vittula«* von Mikael Niemi. Schon etwas älter und diesmal ein Schwedenroman ohne Kommissare.
Gleich vorweg: Ein großer Spaß!
Die Geschichte handelt von zwei Jungen, Matti und Niila aus Pajala, einem trostlosen Kaff in der Grenzregion zwischen Schweden und Finnland in den 1960-er und 70-er Jahren. Verbunden durch ihre Liebe zur Musik, gründen sie eine eigene Band und erfinden ganz nebenbei mehrere Jahre zu früh den Punk.
»Populärmusik aus Vittula«* beschreibt die Freundschaft der beiden Jungen und das ganze Rundherum. Das Buch ist manchmal tragisch, aber meistens lustig, wenn die Familien und Bewohner dieser abgelegenen Region beschrieben werden.
Der Roman ist auch ein unbedingter Lesetipp!
Katrine Engberg: »Blutmond«
Tipp Nr. 3 ist Teil 2 der »Kopenhagen-Thriller«-Reihe von Katrine Engberg – »Blutmond«*. Letztes Jahr habe ich hier schon den 1. Teil der Reihe »Krokodilwächter« vorgestellt.
Während der Copenhagen Fashion Week bricht ein bekannter Modedesigner zusammen. Doch es bleibt nicht bei diesem einen Mord.
Die beiden Kopenhagener Kommissare Jeppe Kørner und Anette Werner sind wieder damit betraut, diese Verbrechen aufzuklären. Erschwerend für Kørner kommt hinzu, dass sein bester Freund mit dem Modedesigner befreundet war und seit dem Mord verschwunden ist. Auch Kollegin Werner fällt immer wieder mal aus.
Auch die emeritierte Professorin Esther de Laurenti mischt wieder mit. Und man kann lernen, dass Podcasts bei der Aufklärung der Fälle helfen können.
Wie schon in Teil 1 dauert es eine Weile, bis man irgendeine Ahnung davon bekommt, wer der Täter sein könnte. »Blutmond«* ist ein spannendes Buch durchaus ein wirklich guter Lesetipp.
Joël Dicker: »Das Geheimnis von Zimmer 622«
Nr. 4 ist »Das Geheimnis von Zimmer 622«*, von Joel Dicker. Von Dicker habe ich schon zwei Bücher vorgestellt (2018 – »Die Geschichte der Baltimores« und 2015 – »Die Wah rheit über den Fall Harry Quebert«).
Der Roman spielt in der exklusiven Welt der Genfer Banker.
Vor ein paar Jahren geschieht in einer dunklen Dezembernacht ein Mord im vornehmen Hotel Palace de Verbier in den Schweizer Alpen. Doch der Fall wird nie aufgeklärt.
Jahre später verbringt der bekannte Schriftsteller Joël Dicker seine Ferien in dem Hotel und lernt dort Scarlett Leonas kennen. Beide werden in diesen ungelösten Mordfall hineingezogen und beginnen mit der Aufklärung.
Was geschah also in der Mordnacht im Zimmer 622? Offiziell gibt es das Zimmer nämlich gar nicht! Und das wirft Fragen auf.
Schon der Spielplatz in der mondänen Genfer Bankenwelt zeigt den Weg. Es geht um die Dreiecksgeschichte aus Macht, Eifersucht und Verrat. Und den Wunsch nach Anerkennung und Aufstieg.
Mein Urteil: Eine interessante und spannende Story mit einem überraschenden Ende. Aber das konnte Joël Dicker schon mal besser! Lesen kann man das Buch, aber es würde von mir nur 3 von 5 Sternen bekommen.
Eugen Ruge »In Zeiten des abnehmenden Lichts«
Tipp Nr. 5 ist »In Zeiten des abnehmenden Lichts«* von Eugen Ruge. Die Nummer 3 der mit dem »Deutschen Buchpreis« ausgezeichneten Romane, die ich nun gelesen habe.
„In Zeiten des abnehmenden Lichts“ ist ein Familienroman und umfasst ein halbes Jahrhundert deutscher, hauptsächlich ostdeutscher Geschichte.
Der Roman beginnt und endet 2001 in Mexico. Alexander Umnitzer ist dort hingereist, nachdem er eine Krebsdiagnose erhalten hat. In Mexico lebten seine Großeltern Charlotte und Wilhelm Powileit, beides stramme Kommunisten, im Exil. 1952 kehrten sie in die nun junge DDR zurück, nachdem sie sich dort nicht mehr wohlfühlten und auch von ihren Aufgaben entbunden wurden.
Alexanders Vater ist Kurt Umnitzer. Er wurde gemeinsam mit seinem Bruder Werner 1941 zu zehn Jahren Lagerhaft verurteilt. Werner überlebte die Haftzeit nicht. Kurt wurde nach seiner Haftzeit in einen Ort hinter dem Ural verbannt. Dort lernte er seine Frau Irina kennen, mit der er irgendwann in die DDR zurückkehren konnte.
Trotz vieler Rückschläge in der Realität brennen vor allem die älteren Figuren weiter für die sozialistischen Ideen. Die jüngeren Figuren aber müssen sich mit dieser Realität auseinandersetzen. Und ausgerechnet am 90. Geburtstag des Familienpatriarchen Wilhelm, an dem sich Familie, Freunde und Feinde versammeln, flieht Alexander in den Westen.
Ich bin ein bisschen schwer ins Buch gekommen, habe es dann aber nicht mehr zur Seite gelegt. Und es gab viele Erinnerungen an eine vergangene Zeit. Ein sehr lesenswertes Buch.
Milan Kundera »Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins«
Tipp Nr. 6 ist eine Wiederholung. Schon 2012 habe ich »Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins«* von Milan Kundera vorgestellt. Das damals Gesagte gilt auch weiterhin. Toller Roman!
Alexander Gorkow »Die Kinder hören Pink Floyd«
Tipp Nr. 7: »Die Kinder hören Pink Floyd«* von Alexander Gorkow.
Alexander Gorkows Roman ist eine nostalgische Reise in die 70er Jahre in Westdeutschland.
Es handelt sich um Erlebnisse des gerade 10-jährigen Alexander, der damals nicht nur mit einem Sprachfehler zu kämpfen hat, sondern auch mit seinem Umfeld. Seine Schwester ist schwer herzkrank, die Familie bewohnt ein Eigenheim mit großem Garten. Alles ist modern eingerichtet, der Garten perfekt. Und wenn irgendwo mal Unkraut ist, kommt die Chemiekeule. Alles wirkt irgendwie etwas miefig und man merkt, dass man dort herauswill.
Aber über allem thront Pink Floyd, die Superband der 70er.
Urteil: Wer erfahren will, wie das Leben der westdeutschen Mittelschicht in den 70er Jahren war und wer eine kleine literarische Hommage an Pink Floyd lesen will, dem sei dieses Buch ans Herz gelegt. Ich muss sagen, dass es mich nicht so vom Hocker gehauen hat wie das Feuilleton. Vielleicht liegt es daran, dass es keine Fiktion ist, sondern autobiografische Züge trägt, die mit der ostdeutschen Wirklichkeit von damals so gar nicht vergleichbar sind.
Von mir gäbe es nur 3 von 5 Sternen.
Schlusswort
Ich wünsche nun viel Spaß beim Lesen des ein oder anderen Buches. Alle Bücher sind im Buchhandel zu erwerben. Oder man holt sie aus der Bibliothek des Vertrauens, wenn diese wieder geöffnet hat. Für das nächste Jahr habe ich mir wieder ein paar Buchtipps vorgenommen. Seid gespannt!
Nun zur Umfrage.
Auch in diesem Jahr möchte ich wissen, welche Bücher die droessnitz.de-Besucher gerne lesen. Gebt Eure Tipps gerne über das Kommentarfeld (hier ein paar Zentimeter weiter unter »Kommentar abgeben«) ab. Ich freue mich über eine rege Teilnahme.
* Klick auf die Buchtitel führt über meinen Partnerlink zu amazon.de. droessnitz.de unterstützen mit einem Kauf.
Bildquelle: Meine benutzten Bücher und Tofros.com von Pexels
Comments are closed.