Vor ein paar Wochen gab es etwas zu feiern. Unsere Bürgermeisterin Margit Lärz beging ihr 30-jähriges Dienstjubiläum als Bürgermeisterin von Drößnitz. Anfangs noch für die eigenständige Gemeinde, später für den Blankenhainer Ortsteil.
Zu diesem Jubiläum gab es auf »MDR THÜRINGEN – Das Radio« einen Beitrag zu hören und auf der dazugehörenden Website zu lesen.
Das veranlasste mich dazu, beim MDR nachzufragen, ob man diese als Gastbeiträge hier auf der Seite verwenden kann. Nach ein paar Wochen der Lizenzverhandlung ist es nun soweit. Für ein Jahr steht der Artikel hier jetzt zur Verfügung.
Der folgende Artikel wurde freundlicherweise vom Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür.
Die Lizenz gilt ein Jahr ab Vertragsschluss (Vertragsnummer: 1068/2020, 20.07.2020, Textbeitrag inkl. Bilder und Radiobeitrag, formlos für ein weiteres Jahr am 29.07.2021)
Seit 30 Jahren Bürgermeisterin: Von Kreisreform bis Film-Auftritt
Seit 30 Jahren leitet Margit Lärz ununterbrochen die Geschicke eines Ortes. Sie ist Bürgermeisterin von Drößnitz im Weimarer Land und hat für das Dorf, das mittlerweile zu Blankenhain gehört, schon viel erreicht. Dabei hat Lärz ihr ganzes Leben um ein Amt gestrickt, das sie zuletzt gar nicht mehr wollte – eigentlich.
Drößnitz ist ein kleiner Ort im Weimarer Land, ganz in der Nähe der Stadt Blankenhain. Nur wenige kennen ihn und seine Ortsteile Wittersroda und Pfarrkeßlar mit den insgesamt rund 220 Einwohnern. Dabei ist die Umgebung um Drößnitz wunderschön: mit dem Reinstädter Grund, immer etwas kühler als das restliche Thüringen, ein Paradies für Botaniker und Wanderer.
Zuerst den erkrankten Bürgermeister vertreten
Margit Lärz ist in Drößnitz groß geworden. Als junge Frau zog es sie weg. In Weimar fand sie Arbeit und gründete eine Familie. Doch Lärz ging es, wie so vielen anderen Drößnitzern auch, sie kehrte zurück und übernahm ihr Elternhaus. 1989 fing ihre politische Karriere an. Eigentlich wollte sie den erkrankten Bürgermeister nur vertreten. Doch augenscheinlich hat sie ihren Job gut gemacht. Bei der nachfolgenden Wahl 1990 erhielt sie einen Großteil der Stimmen und wurde neue Bürgermeisterin im Ort.
„1990 – Eine verrückte Zeit!“, erinnert sich Lärz. „Ständig kamen Vertreter als dem Westen und wollten uns Sachen verkaufen. Archivmappen zum Beispiel, die wir bis heute nicht gebraucht haben.“ Margit Lärz und ihr Ortsteilrat standen aber noch vor ganz anderen Herausforderungen. Das Thema Abwasser musste bewältigt werden. Auch die Zufahrtsstraßen mussten in Schuss gebracht werden und der Ort und seine Ortsteile brauchten neuen Strom. Was sich so leicht und schnell erzählen lässt, war ein Kampf über viele Jahre. „Drößnitz hat aber immer ein Wörtchen mitzureden gehabt und wurde gehört, auch bei Oberen in Jena“, erinnert sich Klaus Helmecke, langjähriger Ortsteilrat von Drößnitz.
1994 verlor Drößnitz seine Eigenständigkeit
1994 kam der wohl schmerzlichste Schnitt für den Ort. Drößnitz verlor seine Eigenständigkeit und verließ den Saale-Holzland-Kreis. Nach der Kreisreform war das Dorf nun ein Ortsteil der Stadt Blankenhain im Weimarer Land. Die Entscheidung fühlte sich vernünftig an. Blankenhain mit Einkaufsmöglichkeiten und einem Krankenhaus im Ort ist nur sieben Kilometer entfernt. Die Kreisstadt Apolda liegt ebenfalls viel näher als die Kreisstadt Eisenberg zuvor.
Wenn sich im Dorf mal gestritten wird – spätestens zum Dorffest ist alles wieder gut.
Die Bürgermeisterin von Drößnitz, Margit Lärz
Dennoch gab es Unmut. Was vielen nicht bewusst war: Blankenhain war hoch verschuldet. Investitionen im Ort rückten in weite Ferne. Was geleistet wurde, geschah zum Großteil in Eigenarbeit. Das Dorf war zerstritten, die Stimmung nicht gut. Margit Lärz wollte das ändern. „Und wo verträgt man sich besser, als bei einem großen gemeinsamen Fest“. Und so wurde die 650-Jahr-Feier im Jahr 2000 nicht nur ein sensationeller Erfolg mit historischem Umzug und hunderten Gästen. Sie war auch die endgültige Versöhnung im Ort. Margit Lärz ist der Meinung: „Wenn sich im Dorf mal gestritten wird – spätestens zum Dorffest ist alles wieder gut“. Jedes Jahr wird das Dorffest nun gefeiert. 2020 muss es Corona-bedingt leider ausfallen.
Blickt Margit Lärz auf die vergangenen 30 Jahre zurück, fällt ihr auf: „Das ganze Leben wurde um den Bürgermeisterjob gestrickt“. Spaziergänge am Abend, um den Einwohnern „Hallo“ zu sagen, Geburtstagsrunden am Wochenende und Baustellenbesichtigungen nach der Arbeit. Der Ehemann hat gar keine andere Wahl – er zieht einfach mit. Ein einziges Mal hatte Lärz eine echte politische Konkurrenz. Maik Weidenhammer war bei der Wahl gegen sie angetreten. Doch Weidenhammer verlor – mit nur zwei Stimmen Unterschied. Die Beiden sind nebenbei bemerkt gute Freunde.
Großteil der Drößnitzer schrieb ihren Namen auf Stimmzettel
Sonst hat es kaum einer gegen Margit Lärz versucht. Bei der letzten Ortsteilbürgermeisterwahl noch nicht einmal sie selbst. Lärz wollte eigentlich etwas Ruhe, sich auf ihre anderen Ehrenämter in der Kirche und der Jagdgenossenschaft konzentrieren. Der Stimmzettel der Drößnitzer blieb weiß. Doch wieder: Ein Großteil der Einwohner schrieb ihren Namen darauf. Margit Lärz konnte nicht anders, als „Ja“ zu sagen. „Das letzte Mal!“, sagt sie heute.
Margit Lärz hat Höhen und Tiefen im Ort erlebt. Sie hat Drößnitz auch in der Filmbranche bekannt gemacht. Szenen des Films „Elementarteilchen“ mit Franka Potente in der Hauptrolle spielen hier. Auch Drößnitzer selbst bekamen ein paar Rollen. Alle sind sie mit dem Bus nach Jena ins Kino gefahren, um dort ihren Ort auf der Leinwand neu zu entdecken. Im kleinen Ortsteil Wittersroda waren auch schon die Kamera-Teams unterwegs. Auf dem Friedhof wurde ein Krimi gedreht. Immer mal was Neues: Margit Lärz ist rastlos und ihre To-Do-Liste noch lang. Schnelles Internet ist das nächste Projekt. Und vielleicht auch mal eine neue Straße.
Der Radiobeitrag
[ai_playlist id=“6779″]MDR THÜRINGEN – Das Radio | Johannes und der Morgenhahn | 25. Juni 2020 | 07:15 Uhr
Quelle: MDR THÜRINGEN/uka
Comments are closed.